Verfasst: 20.03.2002, 0:53
Hi Gleichgesinnte,
beim herumstöbern im Archiv von spiegel.de, habe ich dieses Interview (16.08.1999) gefunden:
Diplomatisches Geschick im "Krieg der Sterne"
Natalie Portman hat mit der Rolle der Königin Amidala in "Star Wars - Die dunkle Bedrohung" ihren Durchbruch zum Superstar geschafft. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE erzählt sie von der Schwierigkeit, zu leeren Wänden zu sprechen und wie man eine Zeitreise unternimmt.
An Glanzrollen hat es Natalie Portman bisher nicht gefehlt: Luc Bessons "Léon - Der Profi", in dem sie als elfjähriges Mädchen an der Seite von Jean Réno zu sehen war, brachte ihr den "Best Actress"-Preis bei den YoungStar Awards. Neben Al Pacino und Robert De Niro spielte sie in "Heat", mit Jack Nicholson war sie in "Mars Attacks" zu sehen. Und auch auf der Bühne heimste die in Jerusalem geborene Natalie Portman (ein Künstlername; ihren Geburtsnamen verheimlicht sie) als "Anne Frank" hervorragende Kritiken ein.
SPIEGEL ONLINE: "Star Wars" begann drei Jahre vor Ihrer Geburt. Der Mythos, der sich um die Saga gebildet hat, sagte Ihnen vermutlich gar nichts.
Portman: Ich habe Freunde über "Star Wars" sprechen hören. Aber angeschaut habe ich mir die Filme erst, kurz nachdem mir die Rolle in den neuen Folgen angeboten wurde. Ehe ich mich entschied, wollte ich schon wissen, was da auf mich zukommt.
SPIEGEL ONLINE: Wie war Ihre Reaktion?
Portman: Ich war überrascht und total begeistert. Die Story ist eigentlich sehr einfach. Und trotzdem lieben so viele Menschen diese Filme. Dass Spielfilme eine derartige Reaktion auslösen können, fand ich phänomenal. Das ist ein wunderbares Omen für die kommenden Folgen.
SPIEGEL ONLINE: Für die Sie sich doch wohl von Anfang an verpflichten mussten.
Portman: Ja. Das bedeutet eine vertragliche Bindung mindestens bis ins Jahr 2005, wenn alles nach Plan läuft. Das ist schon eine unendlich lange Zeit.
SPIEGEL ONLINE: Bleibt bei solchen Verpflichtungen Zeit für andere Filme?
Portman: Ich denke schon. Ich werde eben nicht so viele Filmprojekte unterschreiben. Ein Film pro Jahr, am besten in den Sommerferien, müsste dann schon drin sein.
SPIEGEL ONLINE: Sie haben die Rolle der "Lolita" an der Seite von Jeremy Irons abgelehnt. Warum? Zu viel Sex in Nabokows Buch?
Portman: Nabokows Buch habe ich noch gar nicht gelesen. Ich weiss nur, dass es ein Klassiker ist. Ich hatte einfach keine Lust, in Hollywood in die Nische als sexy Teenager gedrückt zu werden. Ich habe mich damals entschlossen "Das Tagebuch der Anne Frank" auf der Bühne zu spielen. Das war für mich eine sinnvollere Herausforderung.
SPIEGEL ONLINE: Ab Herbst beginnen Sie mit dem College-Studium...
Portman: Ehrlich gesagt, weiß ich noch nicht richtig, was ich studieren will. Ich habe mich jetzt erst mal für Biologie eingeschrieben. Ganz sicher werde ich mit Sprachen weitermachen. Zusätzlich zu meinen Muttersprachen Englisch und Hebräisch lerne ich auch Französisch und Japanisch. Außerdem finde ich Politik wichtig und sehr, sehr spannend.
SPIEGEL ONLINE: Das klingt nach einer Karriere als Diplomatin.
Portman: Das könnte ich mir gut vorstellen. Ich finde es aufregend, zu beobachten, was in der Welt vor sich geht.
SPIEGEL ONLINE: Die Rolle der Königin Amidala scheint Ihnen dann ja förmlich auf den Leib geschneidert zu sein.
Portman: Als George Lucas mir die Rolle beschrieb, konnte ich mich sofort mit ihr identifizieren. Er schilderte sie als eine idealistische junge Frau, die ihr Volk wirklich liebt. Und sie will Frieden. Ihr Credo ist: 'Ich stimme keiner Akion zu, die uns in den Krieg führen wird'. Erst als sie erkennt, dass nicht alle Probleme friedlich lösbar sind, greift sie selbst zur Waffe.
SPIEGEL ONLINE: Amidala ist eine junge Frau mit viel Power...
Portman: Das ist eines der besten Elemente des Films. Frauen und junge Leute im Allgemeinen sind nicht so schnell zu einer aggressiven Konfrontation bereit. Sie versuchen erst, Lösungen zu finden, bei denen niemand ernsthaft zu Schaden kommt. Amidala ist eine junge Frau, die versucht, durch Worte zu überzeugen. Und erst als dies nichts fruchtet, setzt sie Gewalt als letztes Mittel ein.
SPIEGEL ONLINE: Viele Emotionen konnten Sie aber nicht ausdrücken mit dem unbeweglichen Gesicht und den gewaltigen Kostümen.
Portman: Amidala musste majestätisch wirken. Sie repräsentiert ihr Volk. Ihre persönlichen Gefühle bleiben versteckt hinter eiserner Selbstdisziplin. Und die Kleider waren schwer und unbequem. Ich musste aristokratische Steifheit gar nicht spielen - ich hätte mich anders gar nicht bewegen können.
SPIEGEL ONLINE: Hat es Sie nicht gestört, allein in leeren Räumen vor leeren Wänden zu agieren, die später per Computer mit Personen gefüllt wurden?
Portman: Ohne George Lucas wäre ich mir schon sehr lächerlich vorgekommen, mit Wesen zu sprechen, die nicht da sind. Der fertige Film löste dann aber eine ganz eigenartige Verwirrung bei mir aus. Als ich mich plötzlich wiederfand - umgeben von Plätzen, Menschen und Kreaturen, die ich nie vorher gesehen hatte - überkam mich eine ganz neue Art von Déjà vu: Ich wusste, ich hatte dies schon einmal erlebt. Aber die Erinnerung, der ich da auf der Leinwand wiederbegegnete, passte nun nicht mehr mit der Erinnerung in meinem Kopf zusammen. Es war, als hätte George Lucas eine Zeitreise gemacht und meine Vergangenheit verändert.
Von Elmar Biebl
beim herumstöbern im Archiv von spiegel.de, habe ich dieses Interview (16.08.1999) gefunden:
Diplomatisches Geschick im "Krieg der Sterne"
Natalie Portman hat mit der Rolle der Königin Amidala in "Star Wars - Die dunkle Bedrohung" ihren Durchbruch zum Superstar geschafft. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE erzählt sie von der Schwierigkeit, zu leeren Wänden zu sprechen und wie man eine Zeitreise unternimmt.
An Glanzrollen hat es Natalie Portman bisher nicht gefehlt: Luc Bessons "Léon - Der Profi", in dem sie als elfjähriges Mädchen an der Seite von Jean Réno zu sehen war, brachte ihr den "Best Actress"-Preis bei den YoungStar Awards. Neben Al Pacino und Robert De Niro spielte sie in "Heat", mit Jack Nicholson war sie in "Mars Attacks" zu sehen. Und auch auf der Bühne heimste die in Jerusalem geborene Natalie Portman (ein Künstlername; ihren Geburtsnamen verheimlicht sie) als "Anne Frank" hervorragende Kritiken ein.
SPIEGEL ONLINE: "Star Wars" begann drei Jahre vor Ihrer Geburt. Der Mythos, der sich um die Saga gebildet hat, sagte Ihnen vermutlich gar nichts.
Portman: Ich habe Freunde über "Star Wars" sprechen hören. Aber angeschaut habe ich mir die Filme erst, kurz nachdem mir die Rolle in den neuen Folgen angeboten wurde. Ehe ich mich entschied, wollte ich schon wissen, was da auf mich zukommt.
SPIEGEL ONLINE: Wie war Ihre Reaktion?
Portman: Ich war überrascht und total begeistert. Die Story ist eigentlich sehr einfach. Und trotzdem lieben so viele Menschen diese Filme. Dass Spielfilme eine derartige Reaktion auslösen können, fand ich phänomenal. Das ist ein wunderbares Omen für die kommenden Folgen.
SPIEGEL ONLINE: Für die Sie sich doch wohl von Anfang an verpflichten mussten.
Portman: Ja. Das bedeutet eine vertragliche Bindung mindestens bis ins Jahr 2005, wenn alles nach Plan läuft. Das ist schon eine unendlich lange Zeit.
SPIEGEL ONLINE: Bleibt bei solchen Verpflichtungen Zeit für andere Filme?
Portman: Ich denke schon. Ich werde eben nicht so viele Filmprojekte unterschreiben. Ein Film pro Jahr, am besten in den Sommerferien, müsste dann schon drin sein.
SPIEGEL ONLINE: Sie haben die Rolle der "Lolita" an der Seite von Jeremy Irons abgelehnt. Warum? Zu viel Sex in Nabokows Buch?
Portman: Nabokows Buch habe ich noch gar nicht gelesen. Ich weiss nur, dass es ein Klassiker ist. Ich hatte einfach keine Lust, in Hollywood in die Nische als sexy Teenager gedrückt zu werden. Ich habe mich damals entschlossen "Das Tagebuch der Anne Frank" auf der Bühne zu spielen. Das war für mich eine sinnvollere Herausforderung.
SPIEGEL ONLINE: Ab Herbst beginnen Sie mit dem College-Studium...
Portman: Ehrlich gesagt, weiß ich noch nicht richtig, was ich studieren will. Ich habe mich jetzt erst mal für Biologie eingeschrieben. Ganz sicher werde ich mit Sprachen weitermachen. Zusätzlich zu meinen Muttersprachen Englisch und Hebräisch lerne ich auch Französisch und Japanisch. Außerdem finde ich Politik wichtig und sehr, sehr spannend.
SPIEGEL ONLINE: Das klingt nach einer Karriere als Diplomatin.
Portman: Das könnte ich mir gut vorstellen. Ich finde es aufregend, zu beobachten, was in der Welt vor sich geht.
SPIEGEL ONLINE: Die Rolle der Königin Amidala scheint Ihnen dann ja förmlich auf den Leib geschneidert zu sein.
Portman: Als George Lucas mir die Rolle beschrieb, konnte ich mich sofort mit ihr identifizieren. Er schilderte sie als eine idealistische junge Frau, die ihr Volk wirklich liebt. Und sie will Frieden. Ihr Credo ist: 'Ich stimme keiner Akion zu, die uns in den Krieg führen wird'. Erst als sie erkennt, dass nicht alle Probleme friedlich lösbar sind, greift sie selbst zur Waffe.
SPIEGEL ONLINE: Amidala ist eine junge Frau mit viel Power...
Portman: Das ist eines der besten Elemente des Films. Frauen und junge Leute im Allgemeinen sind nicht so schnell zu einer aggressiven Konfrontation bereit. Sie versuchen erst, Lösungen zu finden, bei denen niemand ernsthaft zu Schaden kommt. Amidala ist eine junge Frau, die versucht, durch Worte zu überzeugen. Und erst als dies nichts fruchtet, setzt sie Gewalt als letztes Mittel ein.
SPIEGEL ONLINE: Viele Emotionen konnten Sie aber nicht ausdrücken mit dem unbeweglichen Gesicht und den gewaltigen Kostümen.
Portman: Amidala musste majestätisch wirken. Sie repräsentiert ihr Volk. Ihre persönlichen Gefühle bleiben versteckt hinter eiserner Selbstdisziplin. Und die Kleider waren schwer und unbequem. Ich musste aristokratische Steifheit gar nicht spielen - ich hätte mich anders gar nicht bewegen können.
SPIEGEL ONLINE: Hat es Sie nicht gestört, allein in leeren Räumen vor leeren Wänden zu agieren, die später per Computer mit Personen gefüllt wurden?
Portman: Ohne George Lucas wäre ich mir schon sehr lächerlich vorgekommen, mit Wesen zu sprechen, die nicht da sind. Der fertige Film löste dann aber eine ganz eigenartige Verwirrung bei mir aus. Als ich mich plötzlich wiederfand - umgeben von Plätzen, Menschen und Kreaturen, die ich nie vorher gesehen hatte - überkam mich eine ganz neue Art von Déjà vu: Ich wusste, ich hatte dies schon einmal erlebt. Aber die Erinnerung, der ich da auf der Leinwand wiederbegegnete, passte nun nicht mehr mit der Erinnerung in meinem Kopf zusammen. Es war, als hätte George Lucas eine Zeitreise gemacht und meine Vergangenheit verändert.
Von Elmar Biebl