Hm, nach so viel Feedback mal ein paar Antworten.
@hendrik: Nein, ich bin gerade durchs Abi. Ich habe aber schon seit Jahren ein ganz intensives Interesse an politischen/philosophischen/psychologischen Fragen. Ich denke sehr viel nach, aber so gut wie alle Schlüsse fußen auf eigenen Gedanken, da mein Wissen um bekannte Theorien recht klein ist.
@d-minded: Womit deine Frage auch schon etwas beantwortet wäre. Du magst es Pseudo-Wissenschaft nennen, aber mangelndes Wissen hat einen nicht zu vernachlässigenden Vorteil: Man ist in seinen Gedanken frei. Wenn man schon die verschiedensten Theorien kennt, neigt man leider sehr dazu, einfach einer anzuhängen, auch wenn die eigenen Gedanken sich darin nicht völlig wiederfinden.
Deshalb nutze ich auch selten bestehende Systeme, auch wenn ich sie kenne. Ich sprenge sie lieber und fange komplett von vorne an. So kann ich wenigstens sicher sein, alles nachvollziehen zu können und die Logik guten Gewissens akzeptieren.
Wissen kann sehr gut Schwäche überdecken. Genau, wie Menschen, die nicht zu eigenen, unabhängigen Einsichten kommen, oft einfach Wissen vorschieben, um sich an etwas klammern zu können, sind die Leute, die Regeln am penibelsten einhalten, meistens die, die das System dahinter am wenigsten verstehen.
Lange Rede kurzer Sinn: Ich sehe die Ansammlung von Wissen durchaus kritisch. Wissen hilft in vielen Situationen, unabhängiges Denken halte ich aber für ungleich wichtiger.
@Terantimo: Meiner Meinung nach triffst du den Punkt nicht genau. Ich habe nicht von "Gut" und "Böse" gesprochen, sondern nur konstatiert, dass meiner Meinung nach jede Handlung durch Eigennutz begründet ist. Eine moralische Wertung dessen ist objektiv gar nicht möglich (es gibt keine Objektive Moral!) und auch subjektiv kann ich es nicht verurteilen. Warum, dazu später mehr.
@Natoholic: Danke, ich kannte die Pyramide tatdächlich nicht, freue mich aber darüber, dass sie meiner Theorie gar nicht so unähnlich ist.
Tatsächlich finde ich sie an einem Punkt aber problematisch: Sie ist unflexibel. Ein Beispiel: "Sicherheit", bzw. wie ich es ausdrücke Existenz, Überlebensdrang kommt bei jedem psychisch gesunden Menschen doch an erster Stelle. Wenn mein Fallschirm nicht aufgeht, ist ein eventueller Hunger oder ein Schlafbedürfnis ziemlich nebensächlich.
Außerdem sagt Maslow anscheinend nicht oder nicht eindeutig, dass alle Bedürfnisse von den Körperlichen, bzw dem Überlebensdrang abhängen, bzw. bedingt sind. Auch wenn sie, wie die Pseudo-Bedürfnisse, ihnen nicht dienen, sondern nur Irrungen sind.
Zu der Frage, wie ich darauf komme. Das ist meine älteste, zusammenhängende "Theorie". Im Sommer 03 habe ich sie das erste Mal vereinfacht formuliert. Anstöße für solche Gedankengänge sind oft Bücher, manchmal einfach Langeweile und irgendeine Frage, die mich quält, weil ich die Antwort nicht weiß.
Meistens bleiben solche Fragen unbeantwortet, aber manchmal fällt es einem auch wie Schuppen von den Augen
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Der Ausgangspunkt hier war, dass mir die beinahe banal scheinende, aber doch entscheidende Frage durch den Kopf ging:
"Welchen Grund sollte ein Individuum haben, eine Handlung zu tun oder zu lassen, wenn es sich davon keinen Vorteil welcher Art auch immer erwartet?"
Jeder solcher Handlungen wäre offensichtlich irrational.
Man mag es Freiheit nennen, wenn ich sage, dass niemand, keine Macht auf der Welt, uns zwingen kann, etwas zu tun, das wir nicht wollen.
Wenn ein Dieb sagt "Gib mir dein Geld, oder ich bringe dich um", dann werden wir ihm unser Geld geben. Aber das nur aus einem Grund, wir wollten es. Nämlich deshalb, weil das wesentlich grundlegendere Bedürfnis nach Überleben stärker ist, als das Metabedürfnis nach Wohlstand, das unser Überleben und unser Wohlergehen ja fördert.
Es ist also angesichts der Umstände in unserem Interesse (um mal nicht das vorbelastete "egoistisch" zu benutzen), ihm das Geld zu geben.
Genau das gleiche ist es ja mit dem Helfen.
Selbst wenn man es wirklich NUR um des Helfen willens tut, ohne Hintergedanken an eine Belohnung oder so, ist es ja in unserem Interesse, weil wir eben helfen wollen, weil es uns Freude bereitet, Menschen glücklich zu sehen.
Es ist eindeutig ehrenwert, so zu handeln, aber es passiert aus Eigeninteresse.
Als ich das erste Mal so weit gedacht hatte, schien mir der Gedankengang beinahe banal, selbstverständlich. Als ich aber merkte, wie wenig Menschen in meiner Umgebung mir zustimmen (weil sie es eben nicht wahr haben wollen, auch wenn es ja gar nichts schlimmes ist, sondern nur logisch) , dachte ich, dass die Theorie vielleicht doch mal an den Mann gebracht werden sollte
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Ich finde, dass gerade diese Erkenntnis, dass wir bei unseren Handlungen uns im Auge haben und haben sollten, eine schöne ist.
Denn, wie gesagt, Zusammenarbeit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft machen allen (also auch mir) das leben unkomplizierter und angenehmer.
Wenn so manch einer, der immer von Uneigennutz faselt, das einsehen würde, wäre die Welt vielleicht ein ganzes Stück besser.
Scheiß Idealismus
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Wie auch immer, abschließend noch @alle: danke für die Kritik und die netten Worte. bin für ne Diskussion immer zu haben
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TSA