Na das freut mich aber, dass wir uns hier im Grunde einig sind. (Sowas passiert mir nicht gerade oft hier im Forum.)
Was die Weiterentwicklung Deines Stiles betrifft, da freue ich micht natürlich sehr auf eine Kostprobe!
Zu den Metaphern:
Grundlegend ist die Metapher ja eine sprachliche Ersetzungsfigur. Ein Wort (meistens ein abstraktes z.B. "Leidenschaft") wird durch ein anderes (meistens ein sinnlich-konkretes, bildhaftes, z.B. "Feuer", "Sturm" etc.) ersetzt. Oft ergibt sich die Möglichkeit einer Ersetzung durch eine Bedeutungsähnlichkeit zwischen ersetztem und ersetztendem Ausdruck. (In unseren Beispielen vielleicht "verzehrende, manchmal zerstörerische Heftigkeit".)
Auf dieser Grundlage kann man dann verschiedene Formen der Metapher unterscheiden, z.B.:
- Notwendige Metapher
Manche Sachverhalte können in einer bestimmten Sprache nur bildhaft ausgedrückt werden. Beispiele sind "Stuhlbein", "Flussarm", "Brückenkopf", "Flammenzunge", "Motorhaube" etc. Hier ersetzt also der sinnliche Ausdruck keinen abstrakten, es steht schlicht kein anderes Wort zur Verfügung.
- Konventionalisierte, "Tote", "Geronnene" Metaphern (die beiden letzten Ausdrücke sind freilich selbst wieder metaphorisch)
Solche Metaphern zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Verwendung in der Regel ohne das Bewusstsein der Bildhaftigkeit / Ersetzung erfolgt. Sie sind so sehr in den alltäglichen Sprachgebrauch übergegangen, dass man sie wie normale, nicht-metaphorische Ausdrücke verwendet: "schreiende Farben", "faule Ausrede", "gebrochenes Herz" "dunkle Bedrohung" etc. Solche Metaphern gehören zu den sprachlichen Klischees, die wir beide nicht so mögen.
- Kühne Metaphern
Sind bildhafte Ausdrücke, die von Alltagssprache und Alltagsdenken abweichen und daher überraschend und innovativ wirken. Als Beispiel fällt mir hier spontan der Ausdruck "brennende Geduld" ein (aus einem Romatitel von Antonio Scarmetta, verfilmt als "Der Postmann").
- Absolute Metaphern
Es gibt einige bildliche Ausdrücke, bei denen es schwerfällt zu sagen, was sie eigentlich ausdrücken wollen, "wofür" das Bild "steht". Die Bildseite der Metapher verselbständigt sich, nur noch der ersetzende, nicht mehr der ersetzte Teil lässt sich eindeutig benennen. Das meistgenannte Beispiel ist Celans "Schwarze Milch der Frühe" aus der "Todesfuge". Was genau meint Celan bloß damit?
Ästhetisch halte ich nur die letzten beiden Formen für hochwertig. Gerade durch die Distanzierung von der Alltagssprache können uns solche Ausdrücke neue Erkenntnisse verschaffen, ermöglichen uns neue Erfahrungen und Einblicke. Es liegt ja völlig auf der Hand, warum man von "brennender Leidenschaft" spricht, aber der Ausdruck "brennende Geduld" eröffnet eine völlig neue Perspektive. Während man im ersten Fall genauso gut von "heftiger" oder "destruktiver" Leidenschaft sprechen könnte, ohne dass man inhaltlich etwas anderes sagen würde, muss man schon ein wenig knobeln, bis man darauf kommt, was denn nun gerade Geduld mit einem Brand zu tun haben könnte.
Darüberhinaus ermöglichen nur kühne oder absolute Metaphern (letztere sind auch immer gleichzeitig "kühn") einen wirklich originellen sprachlichen Ausdruck persönlicher Erfahrung, da man mit den geronnenen Metaphern ja immer auch die sich in allen unzähligen früheren Verwendungen angesammelten Erfahrungen mitschleppt.
Kunst wird meiner Meinung nach erst durch ihre Alltagsferne durch ihre "Künstlichkeit" künstlerisch. Es gibt da aber auch ganz andere Auffassungen, z.B. die, die Kunst solle das "Leben" möglichst realistisch nachbilden. Davon halte ich persönlich aber nicht sehr viel.