Das Gespräch hier scheint sich in einer gewissen Weise fest zufahren, bzw. schneidet Bereiche an die eine Endlosdiskussion zur folge hat bei der sich niemand mehr auskennt. Also werde ich nur meine Motive, dieses Thema aufzumachen, beschreiben und anschließend Aussagen ansprechen mit denen ich eher nicht so einverstanden bin.
Da ich in meinem Umfeld immer wieder auf Unverständniss, bezüglich meines Vegetarierdaseins gestoßen bin, wollte ich die Meinung aus einem breiteren Bereich erfahren. Ich glaube nur die wenigsten unter euch kenne den Blick, der einem manchmal entgegengebracht wird, wenn man jemanden darüber aufklährt, dass man Vegetarier ist. Ich kann diesen Blick nicht mehr ertragen. Ich glaube die hier versammelten Nat-Fans sind eher ein durchgemischter Haufen und spiegeln am ehesten eine Durchschnittsmeinung wieder. Der Umstand, dass Natalie ebenfalls Vegetariern ist machte den tread nicht mal OT, juchu. Ich befürchtete jedoch, dass vor lauter Nat-Begeisterungn eine verzerrte Meinung abgegeben wird und appelierte an euch nüchtern zu argumentieren. Das hätte ich mir ersparen können

. Dass eine breite Tolleranz vorhanden ist hab ich mir auch gedacht, aber ein gewisses Unverständniss ist dennoch da. Was hilft es schon, wenn man die Entscheidung eines Anderen vegetarisch zu leben anerkennt, aber die Gründe dazu, welche sie auch immer sein mögen, mit "das ist eben ein Mimöschen, Gutmensch, Spinner, Querdenker oder Essensgestörter" abtut. Jetzt frag ich mich, kann oder will es nicht verstanden werden? Ich hab einmal jemanden im Bezug auf Homosexuelle sagen hören :"Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber "Die" sollen sich beherschen und ihre Neigung unterdrücken!". Was hilft also das Tolerieren, wenn das Nichtverstehen wieder alles zunichte macht?
Ich finde es kan nur ein "sich in den Anderen hineinversetzen" zu Verständniss führen und das gilt in allen Lebensbereichen, ob Freund oder Feind.
Für mich persönlich muss ich sagen, dass ich Vegetarier schon immer für ihre Überzeugung bewundert habe. Nachdem ich jetzt den Gegenwind selbst gespürt habe war diese Bewunderung wirklich zurecht. Ich fühle mich nicht als Gutmensch, an diesem Begriff hängt soetwas Verlogenes oder Zweigleisiges nach dem Motto "Wasser predigen und Wein trinken", aber ich habe mir schon lange vorgenommen, dass ich Morgen ein besserer Mensch sein will als ich Gestern noch war. Der Umstand Mensch zu sein mancht das nicht gerade einfach

, zwei Schritte nach vor, Einen zurück eben.
Die Gründe für meine Entscheidung sind moralische. Ich wollte die Menschheit und mich nicht mehr länger als Krone der Schöpfung sehen, die sich die Welt zu Untertan macht und sich selbst feiert "Mensch, Mensch nur du allein", sondern den anderen Lebewesen eben den Respekt zollen den sie meiner Meinung nach verdienen, und ich habe damit angefangen sie nicht mehr zu essen. In kauf zu nehmen ein Leben zu beenden, nur um an Nährstoffe zu gelangen, die problenlos auch anders beschafft werden könnten, halte ich für respektlos gegenüber der Kreatur egal auf welcher Sprosse der Evolutionsleiter sie sich befindet.
Ich werfe es aber niemanden vor der nicht so denkt, zumindest nicht heute. Die Moral war ja schon immer einem Wandel unterworfen und bis auf ein paar Ausreißer, gab es immer eine Steigerung zum Positiven. Bertha von Suttner, eine der ersten Friedensaktivistinen des vorigen bzw. vorvorigen Jahrhunderts war davon überzeugt, dass die menschliche Moral eines Tage soweit ausgefeilt sein wird, dass es zu keinem Krieg mehr kommt. Kurz nach ihrem Tot brach der 1. Weltkrieg aus, tja, dumm gelaufen, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Mal sehen was die Zeit bringt.
Nur weil ich keine Tiere esse heißt das nicht, dass ich nicht auch diesn Reflex habe eine Fliege zu erschlagen und mich kurz an dem knackenden Geräusch erfreue und mich dabei erhaben fühle, "Gott" spielen zu dürfen. Hin und wieder habe ich jetzt aber auch einige Fliegen entkommen lassen, im Wissen damit wirklich Gott zu spielen (ich muss zugeben, die Gewissheit Insektenkleber an den Scheiben befestigt zu haben, erleichterte diese Begnadigungen ein wehnig

)
Ich habe den Dalai Lama mal auf die Frage ob er immer so ruhig und gelassen sei sagen hören "Nicht immer. Ich darf keine Tiere töten und abends, beim verscheuen der Mücken , ist die Geduld manchmal am Ende" (sinngemäß wiedergegeben). Ist irgendwie witzig, oder? Aber solch eine Überzeugung ist schon bewundernswert, finde ich.
Eine kleine Fliege zu erschlagen hat schon etwas von Selbstverteidigung, 75 kg gegen ?mg,

. Nein im Ernst, ich habe keine Hemmungen ein Tier zu töten um meine Interessen durchzusetzen solange keine Alternativen vorhanden bzw, nicht unmittelbar greifbar sind, aber essen tu ich sie nicht.
An dieser Stelle möcht ich mal fragen, ob Jemand von euch ein Interview mit Nat bei der Hand hat in dem sie tiefer auf Vegetarismus eingeht, ich hab nur eher nicht wirklich aufschlussreiche Sachen gelesen, das mit "Alle Lebensformen verdienen den gleiche Respekt" und so , aber Nichts wo sie ihre Erfahrungen schildert. Mich würde auch interessieren ob sie ihren Hund ebenfalls vegetarisch ernährt

.
Und weil ich gerade wieder von Natalie sprech. Als ich mich bezüglich koscheren Essen informiert habe, fand ich von nem Rabbiner einen Beitrag in dem er schrieb (ebenfalls sinngemäß) "...doch der Idealzustand im Judentum währe vegetarisch zu leben". Ich weiß schon an welche Tür ich klopfen werde, sollte ich jemals einen Gottesglauben finden
Die aktuelle Bewusstsein der Gesellschaft geht einfach zu mehr Qualität, weniger Masse.
Der Fleischkonsum steigt immer noch an.
....solche Diskussionen wie hier "soll ich heute Fleisch essen oder nicht" können auch nur in einer Wohlstandsgesellschaft zustande kommen, den eigentlich hat niemand den Luxus das zu entscheiden und es wäre völlig irrational.
Aber wir haben den Luxus.
Trotzdem haben diese "Vegetarier-Parolen" für mich oft irgendwas von "Selbstbetrug" und "eigene Natur verleugnen".
Welche Konsequenzen hätte es den tatsächlich, wenn niemand mehr Fleisch isst? Wäre dann wirklich alles so viel besser? Würden sich dann manche Tierarten unaufhaltsam vermehren? In wie fern würde sich der Menschliche Körper verändern? Und welchen Reiz gäbe es dann noch für viele Vegetarier auch Vegetarier zu sein, wenn es eh der Normalfall wäre - es geniessen ja bestimmt auch viele sich abzusondern, oder um eben indirekt die Gesellschaft zu kritisieren.
Du kanst dir vorstellen, dass dies Vegetarier-Parolen (sag mir bitte ein paar, ich hab grad keine mehr auf Lager) für mich nichts von Selbsbetrug haben. Und auf die Frage "Was währe wenn ...`" würde mich die Antwort auch interessieren. Dass sich bestimmte Tierarten stark zu vermehren beginnen trau ich mich vom Stand weg zu behaupten, das natürliche Ökosystem, indem sich die Waage selbst hällt, ist ja schon lange nicht mehr vorhanden. Das mit dem "von der Gesellschaft absonder" kann in Einzelfällen schon möglich sein. Und ob sich der menschliche Körper im Laufe der Generationen verändert ist schon möglich, aber die Uhren der Evolution ticken so langsam, da sind 1000 Jahre ein Klacks.
Wenn das Wollen um jeden Preis ermöglicht werden muss, dann fehlt es nicht mehr viel bis zum Sollen.
>Wenn ich jetzt schreibe, dass sich der Mensch von der Natur abgehoben hat und eine eigenständige Entwicklung begonnen hat, dann könnte diese Entwicklung auch irgendwann soweit sein, dass er sich seiner Stellung als höchstes Geschöpf bewusst wird, die Kosequenzen daraus zieht und seine Allesfresserambitionen aufgibt. [ Diese Nachricht wurde geändert von Natoholic am 2006-06-27 23:10 ]
[ Diese Nachricht wurde geändert von natoholic am 2006-06-27 23:20 ]