Nochmal zu den Unklarheiten:
d-minded hat geschrieben:Yo-Ghurt hat geschrieben:Das "System Hogwarts".
Fällt mir nicht viel 'zu ein.
Die Schüler werden durch Konkurrenz zu Leistungen angetrieben, Bestrafungen und Belohnngen sind pädagogische Maßnahmen sowohl der netten als auch der fiesen Lehrer.
Die Punktabzüge oder -gratifikationen legen dem einzelnen Schüler außerdem die Verantwortung für die ganze Gruppe auf. Überhaupt werden die Schüler von Anfang an einer Gruppe zugeordnet, mit der dann auch gleich bestimmte Eigenschaften, also Erwartungen verknüpft werden. Kurz und bündig: Die Gemeinschaft zählt mehr als der Einzelne, und das nenne ich konservativ.
d-minded hat geschrieben:Yo-Ghurt hat geschrieben:Klischees hinsichtlich der Rollen von Männern und Frauen.
Keine Ahnung.
Eine Auswahl an stereotypen Frauen-/Mädchenrollen in Harry Potter:
Die (gutherzige und/oder resolute) Mutter:
Mrs. Weasley, Großmutter von Neville Longbottom, Lilly Potter, Madam Pomfrey (hat zwar nicht wirklich ein Kindm, benimmt sich aber extrem mütterlich und ist daher diesem Typus zuzuordnen)
Die alberne, kichernde "Schickse":
Lavender Brown, Parvati Patil, Angelina Johnson, Katie Bell, Alicia Spinett
Die abgehobene Spiritistin:
Madam Trelawney
Die vernünftige, berechnende (sprich: frigide)Karrierefrau: Minerva Mc. Gonagall, Hermine Granger, diese französische Teilnehmerin am trimagischen Turnier, habe ihren Namen vergessen, Rita Kimmkorn
Das schutzbedürftige "Opfer":
Ginny Weasley
Ist jemandem schon mal aufgefallen, dass es in Rowlings Büchern keine einzige Frau ist, die auch nur einen Funken Humor hat? Das ist eindeutig eine Männerdomäne (Fred und George, Dumbledore). Außerdem ist weder unter den bedeutenden Anhängern Voldemorts noch unter dessen Gegenespielern eine Frau (von denen traut sich auch keine einzige, den Namen Voldemorts auszusprechen). Die Handlung wird im Wesentlichen ausschließlich von männlichen Figuren getragen. Das nenne ich konservativ.
d-minded hat geschrieben:Yo-Ghurt hat geschrieben:Die starke Verregulierung auch der "phantastischen Gegenwelt".
?
Zugegeben, hier wird's jetzt ein bisschen schwammig/philosophisch. Ich meine damit etwa Folgendes:
Eine Geschichte, in der es eine Welt gibt, die sich von der normalen Alltagswelt irgendiwie unterscheidet, könnte diese "phantastische Gegenwelt" dazu nutzen, einen radikal anderen Entwurf von Realität, Gesellschaft, Werten usw. darzustellen. So eine Gegenwelt wäre aufgrund dieser radikalen Differenz einerseits faszinierend, andererseits aber auch bedrohlich, da sie durch ihre bloße Möglichkeit die Selbstverständlichkeit der Normalität und damit die alltäglichen Lebensfähigkeit der Charaktere in Frage stellen würde. So etwas kommt bei "Harry Potter" aber überhaupt nicht vor, eigentlich läuft alles in Hogwarts und der übrigen Zaubererwelt genauso wie bei den Muggeln, Zauberer gehen zur Schule, arbeiten in Büros, lieben Sport, leben in Familien usw.
Die paar Tricks, die die Zauberer beherrschen mögen beim Lesen recht unterhaltsam sein, sie haben aber letztlich kaum einen Einfluss darauf, wie Gesellschaft und Denkweise der Zauberer organisiert sind.
Letztlich werden also durch Harry Potter bestehende Vorstellungen von Familie, Schule, Freizeit, Arbeit, gut, böse, nützlich, dumm, richtig, falsch usw. bestätigt und nicht in Frage gestellt, wie es doch gerade phantastische bzw. utopischen Literatur leisten könnte. Auch das nenne ich eher konservativ.
Die Romantisierung der Kindheit halte ich für eine zwar verständnliche, aber dennoch grundfalsche Haltung. Natürlich hat die Kindheit ihren eigenen Wert und Kinder sollen Kinder sein, daher auch nicht nach den Mäßstäben Erwachsener beurteilt werden. Ziel der menschlichen Entwicklung ist aber nunmal die Überwindung des kindlichen Entwicklungstandes. Kinder haben (bis zu einem gewissen, sicher auch individuell sehr unterschiedliche Alter) i.d.R. weder ein ausgebildetetes Verantwortungsbewusstsein noch eine Vorstellung zwischenmenschlicher Moral. Sie sind undiszipliniert, selbstsüchtig, haben Allmachtsphantasien, neigen zu politisch autoritärern Denkweisen und fühlen sich oft durch die einfachsten intellektuellen Aufgaben überfordert. Wer etwas anderes behauptet, der missversteht Kinder grundlegend und beurteilt sie nach Maßstäben Erwachsener. Denn all diese (scheinbar so schlechten) Eigenschaften von Kindern sind eigentlich nur dann schlecht, wenn sie die Eigenschaften Erwachsener sind. Bei Kindern ist das völlig normal und "gesund", denn sie sind eben Kinder. Tatsächlich ist der kindliche Mangel an Erfahrung in mancherlei Hinsicht sogar eine unersetzliche Stärke, z.B. beim Lernen von Sprachen. Kann sich aber irgendjemand ernsthaft ein quengelndes achtjähriges Kind in einer gesellschaftlich verantwortungsvollen Position (als Ärztin, Krankenschwester Arbeiterin im Kernkraftwerk, Administratorin)
vorstellen?
(Puh, eigentlich wollte ich doch nicht soviel darüber schreiben. Muss ins Plaudern gekommen sein...)